Familie Geiger aus Au in Österreich verbindet die Milcherzeugung gekonnt mit Direktvermarktung und Tourismus. Seit Neuestem liefert sie auch noch Fernwärme.
Bei Bilderbuchwetter Anfang Oktober empfängt uns Milchkuhhalter Daniel Geiger auf seinem Hof in Au in Vorarlberg. Die Saison geht langsam zu Ende: Die Kühe kamen vor Kurzem von der Alpe zurück und genießen nun die letzten schönen Tage auf den hofnahen Weiden, der vierte Schnitt trocknet im Heustock und bald fahren die letzten Urlaubsgäste ab. „Auf der Alpe müssen wir jetzt noch den Stall winterfest machen, die Weidezäune entfernen und schließlich den Käse regelmäßig schmieren und ins Tal holen“, erklärt der junge Landwirt. Aber auch danach wird es kaum ruhiger auf dem Familienbetrieb: Die 32 Braunvieh-Kühe mit Nachzucht sind im Stall zu versorgen, in dem 40 ha Wald beginnt die Hackschnitzelsaison, in die Ferienwohnungen ziehen bald die ersten Skifahrer ein und auch im Hofladen geht der tägliche Käseverkauf weiter.
Elite, das Magazin für Milcherzeuger:innen, feiert ihr 20-Jähriges. Dazu ein paar Worte von Chefredakteur Gregor Veauthier und der Start in zwei Themenwochen.
Schlüssiges Konzept
Die vier Standbeine des Betriebes halten Familie Geiger das ganze Jahr über auf Trab. So breit aufgestellt wie der Haldenhof in Au sind nur wenige Höfe im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Ihr Konzept ist schlüssig: Die Milch der Herde wird im Sommer komplett auf der Alpe Sattelegg in 1.450 m Höhe verkäst und der Bergkäse im Hofladen an die Feriengäste verkauft. Die 200 kW-Hackschnitzelheizung versorgt die Heubelüftungsanlage und die Wohngebäude mit Wärme. Zudem liefert sie Fernwärme an zehn Wohneinheiten in der Nähe. Vom selbst erzeugten Strom der beiden PV-Anlagen auf dem Scheunendach mit 15 und 24 kW können sie einen Teil ins öffentliche Netz einspeisen.
Die Arbeitsbelastung ist zwar hoch, gibt der junge Betriebsleiter Daniel Geiger zu. „Aber dafür sind wir nicht von einem Betriebszweig abhängig.“ Auch wenn man nur kurz auf dem Hof ist, merkt man: Hier arbeiten zwei Generationen Hand in Hand.
Im Laufstall erhalten die rund 30 Braunvieh-Kühe in der Wintersaison Heu, zweimal täglich Frischgras und Kraftfutter über die Station.
(Bildquelle: Silvia Lehnert)
Die Stallarbeit und die Außenwirtschaft mit rund 30 ha Grünland teilen sich die beiden Männer Daniel und Vater Werner Geiger. Um die vier Ferienwohnungen sowie um den Käseverkauf kümmern sich Daniels Ehefrau Theresa sowie Mutter Brigitte. Die Alpsennerei mit ca. 110 Weidetagen auf rund 46 ha Fläche ist ebenfalls fest in den Händen der Seniorgeneration. „Hierfür keine Mitarbeiter suchen zu müssen, ist eine große Erleichterung“, weiß Daniel Geiger zu schätzen. Insgesamt kommen sie so aktuell auf drei Arbeitskräfte. Sollten die Eltern einmal nicht mehr mithelfen können, hofft er auf seine vier Kinder. Das älteste ist aktuell neun Jahre alt.
Laufstall auf der Alpe
Mit ihren beiden Laufställen am Hof und auf der Alpe gehört Familie Geiger zu den Vorreitern in der Region. Denn viele Kühe stehen noch in Anbindung. Wie sein Vater setzt Daniel Geiger seit der Hofübernahme 2017 viel daran, den Einsatz der eigenen Ressourcen weiter zu optimieren und das Tierwohl sowie die Arbeitswirtschaft zu verbessern.
Der Umstieg auf Bio-Heumilch bringt uns keinen Mehrwert.
Daniel Geiger
Er hat die Herde aufgestockt, sodass der zweireihige Laufstall aus 2007 mit insgesamt 33 Tiefboxen so gut wie voll ist. Für die Kalbinnen und das ältere Jungvieh stehen 16 Fress- und Liegeplätze auf Tiefstreu sowie ein Auslauf zur Verfügung. Über breite Hubfenster auf der Südseite kann er die Frischluftzufuhr im Gebäude regulieren. „Ein Offenstall ist auf unserer Höhenlage leider nicht möglich.“
Familie Geiger hat ihren Stall auf der Alpe schon vor einiger Zeit wie im Tal zu einem Laufstall umgebaut.
(Bildquelle: Geiger)
Überhaupt ist der Standort mit zum Teil sehr starken Hanglagen (Bergstufe 3) eine Herausforderung. Manche können nur mit dem handgeführten Motormäher gemäht werden. „Für den Ladewagen sind sie vielfach zu steil.“ Den alten Anbindestall für damals 18 Kühe hat Daniel Geiger für die jungen Kälber umgebaut und darin auch eine Abkalbebucht vorgesehen. Im schon 1996 erstellten Laufstall auf der Alpe schuf er mehr Kuhplätze und installierte wie im Talbetrieb einen Butterfly-Melkstand mit vier Melkplätzen und Frontaustrieb. Dass er die vier Melkgeschirre im Sommer auch auf der Alpe nutzen kann, ist praktisch.
Daniel Geiger: „Vom Arbeitsaufwand her passt die Hackschnitzelheizung gut zum Betrieb und rundet unser Konzept ab.“
(Bildquelle: Lehnert, Silvia)
Robuste Tiergesundheit
In der Stallperiode im Tal bekommt die Herde nur Heu ad libitum und zweimal täglich Frischgras vorgelegt. Silage gibt es nicht. An der Station erhalten die Kühe täglich bis zu 7 kg zugekauftes Kraftfutter. Der Schritt zum Bio-Heumilch-Betrieb liegt nahe. „Das bringt uns aber keinen Mehrwert“, hat der Unternehmer kalkuliert. Die Milchleistung ist mit 9.000 Liter pro Kuh und Jahr konstant. Mit aktuell 3,6 % Eiweiß ist er zufrieden, mit dem Fettgehalt von 3,90 % dagegen nur bedingt.
„Sicher könnte auch die Leistung noch höher sein, der Aufwand dafür wäre aber deutlich größer“, meint Daniel Geiger. Und ob dann die Tiergesundheit noch so gut wäre wie jetzt, bezweifelt er. Eine durchschnittliche Zellzahl von unter 100.000 lässt wenig zu wünschen übrig.
Außerdem gebe es aktuell kaum Mastitisfälle und sehr wenig Klauenprobleme, allenfalls vereinzelt Milchfieber. Durch die gute Gesundheit können die Tiere alt werden, die Älteste sei 2009 geboren. Daniel Geiger ist Eigenbestandsbesamer und besamt auch auf der Alpe, sodass ganzjährig Kälber für die eigene Nachzucht und den Verkauf verfügbar sind. Aufgezogen werden sie mit Vollmilch und später mit Kälberkorn und Heu.
Die Bullenkälber – vereinzelt sind das Kreuzungen mit Weißblauen Belgiern – verkauft er nach zwei Monaten mit ca. 130 kg oft direkt an Hotels oder Gaststätten. Die Zwischenkalbezeit von 385 Tagen möchte Geiger senken. „Da ich nicht so häufig im Stall sein kann, denke ich über den Kauf einer Brunsterkennungshilfe nach.“
„Wenn die regionale Gastronomie mehr auf heimische Produkte setzen würde, gäbe uns das noch einen deutlichen Schub.“
Daniel Geiger
Der Käseverkauf wächst stetig. Pro Jahr setzt der Betrieb ca. 6 t ab. Preislich liegt er mit ca. 13,50 € pro kg im Mittelfeld der Region. Im Winterhalbjahr geht die Milch an die Genossenschaftsmolkerei im Nachbarort Betzau, die daraus „Alpenkäse“ herstellt. Aktuell gibt es dafür 57 ct/kg (bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß).
Der Haldenhof ist Mitglied der regionalen Vermarktungsinitiative: „Vorarlberger Käsestraße“, doch das allein reiche nicht. Daniel Geiger: „Wenn die regionale Gastronomie mehr auf heimische Produkte setzen würde, gäbe uns das noch einen deutlichen Schub. Schließlich sorgen wir ja auch für die Landschaftspflege, die sich der Tourismus wünscht.“
Im Oktober kann Familie kurz durchatmen bevor in ihren vier Ferienwohnungen die nächsten Gäste zum Skifahren anreisen.
(Bildquelle: Silvia Lehnert)
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